HypothekenDiscount Zinskommentar vom 5. Oktober 2007

Baugeld: Nicht zögern

Das Signal hätte nicht deutlicher ausfallen können: Um satte 50 Basispunkte senkte die amerikanische Notenbank Mitte September ihren Leitzins. Der Schritt kam nicht unerwartet, aber in dieser Höhe war er doch überraschend. Die Krise um faule Immobilienkredite hat zu anhaltenden Turbulenzen an den Kapitalmärkten geführt – und belastet die Konjunkturentwicklung in den USA und zunehmend in Europa.

Billiges Geld für Investitionen und Konsumausgaben soll die ohnehin angeschlagene US-Wirtschaft wieder auf Trab bringen und die Finanz- und Kapitalmärkte in ruhigeres Fahrwasser lenken. Das Kalkül von Notenbankchef Ben Bernanke geht bislang auf – die Investoren feierten die Zinsentwicklung mit einem Kursfeuerwerk an den internationalen Börsen. Anfang Oktober arbeitete sich der Deutsche Aktienindex bereits wieder an der 8.000er-Marke ab, nachdem der deutsche Leitindex im Sog der Immobilienkrise zuvor bis auf 7.300 Punkte gefallen war.

Das Szenario, das Ben Bernanke und seine Kollegen der FED zu diesem deutlichen Zinsschritt veranlasst hat, ist offenbar wahrscheinlicher, als bislang von vielen Experten unterstellt: Mit langfristig schwerwiegenden Folgen für Konjunktur und Wachstum beeinflusst die Finanzkrise die Realwirtschaft – auch in Europa. Die Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung haben ihre Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bereits um einige Zehntelpunkte gesenkt.

Erst- und Anschlussfinanzierer einer Immobilie profitieren von dieser Entwicklung. Denn wenn die Märkte über genügend finanzielle Liquidität verfügen, sinkt auch der Preis für Hypothekendarlehen. Die besten Konditionen für Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung liegen aktuell bei 4,60 bis 4,70 Prozent effektiv. Im Juli, als der Aufwärtstrend für langfristige Zinsen seinen vorläufigen Jahreshöhepunkt erreicht hatte, mussten Eigenheimer deutlich tiefer in die Tasche greifen – und bis zu einem halben Prozentpunkt mehr für das Geld bezahlen. Bares Geld: Bei einer Darlehenshöhe von 200.000 Euro machen die 50 Basispunkte auf die Laufzeit gerechnet rund 12.000 Euro Differenz aus.

HypothekenDiscount rät, nicht zu aggressiv auf den niedrigsten Zins zu spekulieren. Denn erste Hiobsbotschaften für Immobilienfinanzierer hat es bereits gegeben: Die Inflationsrate in Deutschland ist im August auf 2,5 Prozent nach oben geschnellt. Die Entwicklung in der größten Volkswirtschaft Europas wird nicht ohne Folgen für die gesamte Eurozone bleiben. Auch wenn die Europäische Zentralbank in Frankfurt eine Zinserhöhungspause einlegen musste, so ändert sich nichts an der grundsätzlichen Einschätzung: EZB-Chef Jean-Claude Trichet und seine Kollegen sind der Geldwertstabilität verpflichtet. Sie werden versuchen, ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent zu erreichen – und nicht davor zurückschrecken die Leitzinsen von aktuell vier auf 4,25 Prozent anzuheben.

Insbesondere Kunden, die vor ihrer zweiten Finanzierungsrunde stehen, sollten deshalb auf Nummer sicher gehen und ihren Anschlusskredit bis Ende des Jahres unter Dach und Fach bringen. Auch Kunden, deren Kredit erst in sechs bis zwölf Monaten ausläuft, können sich den günstigen Anschlusskredit sichern – in der Regel auch ohne Bereitstellungszinsen. Das ist wichtig, denn der bisherige Kreditgeber wird erfahrungsgemäß erst kurz vor Ablauf der Erstfinanzierung ein Anschlussangebot vorlegen. Wer aber rechtzeitig die Konditionen vergleicht, kann viel Geld sparen – bei durchschnittlich 100.000 Euro Restschuld rund 6.000 Euro.

Besonders attraktiv sind derzeit lange Zinsbindungen bis zu 15 Jahren. Der Unterschied zu einem Annuitätendarlehen mit fünfzehnjähriger Bindung beträgt gerade einmal 15 Basispunkte. Die zusätzliche Kalkulationssicherheit kostet bei einem Darlehen in Höhe von 200.000 Euro lediglich rund 300 Euro pro Jahr.

Zins-Tendenz
kurzfristig: schwankend
mittelfristig: leicht steigend

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