Trotz Leitzinserhöhung: Zinsen für Immobilienkredite wieder unter 5-Prozent-Marke

Darlehensnehmer können sich aktuell über leicht fallende Zinsen freuen: Nachdem die Konditionen für zehnjährige Immobilienkredite zuletzt ein 6-Monatshoch von über 5 Prozent erreicht hatten, könnten Darlehen in den kommenden Tagen wieder zu Konditionen von unter 5 Prozent aufgenommen werden. Der Baugeldvermittler HypothekenDiscount rechnet mit einem Rückgang der Zinsen von bis zu 0,2 Prozentpunkten bei den günstigsten Anbietern.

Auslöser für die jüngsten Zinssenkungen bei vielen Kreditinstituten war laut HypothekenDiscount die jüngste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar haben die Währungshüter den Leitzins, wie bereits vor einem Monat angekündigt, um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent angehoben. Gleichzeitig kündigte die EZB jedoch an, dass vorerst keine Serie von Zinserhöhungen geplant sei. Der Zentralbankrat in Frankfurt hat bis auf Weiteres eine neutrale Position eingenommen. „Wir sind nicht von vornherein festgelegt“, sagte EZB-Präsident Trichet – und signalisierte im selben Atemzug die Handlungsbereitschaft der Notenbanker: „Wir werden tun, was notwendig ist, um die Kaufkraft zu wahren. Die Bürger können auf uns zählen.“

Trichet ringt um Vertrauen. Nur wenn die Inflationserwartungen bei den Unternehmen und den Verbrauchern gebremst werden können, sind sogenannte Zweitrundeneffekte zu verhindern. Die EZB fürchtet wegen des schlechten Preisklimas eine neue Lohn-Preis-Spirale. Doch wie lange halten die Bürger noch still und nehmen reale Einkommensverluste widerstandslos hin? Das Barrel (159 Liter) Rohöl eilt von Rekord zu Rekord und hat inzwischen die 145-US-Dollar-Marke geknackt. Autofahrer und Eigenheimer spüren diese Entwicklung seit Monaten direkt im Geldbeutel: In Deutschland etwa liegen die Heizölpreise um bis zu 70 Prozent höher als im Vorjahr. An den Zapfsäulen kletterten die Kraftstoffpreise von Mai auf Juni 2008 um 1,8 bis drei Prozent. Im Jahresvergleich verteuerte sich der Sprit um bis zu 16,4 Prozent.

Das Dilemma der Europäischen Zentralbank bleibt: Mit der Erhöhung des Refinanzierungssatzes für Banken verteuert sie Kredite. Die Investitions- und Konsumbereitschaft von Unternehmen und Konsumenten sinkt. Die Nachfrage nach Wirtschaftsgütern verlangsamt sich, die Preise stagnieren oder fallen. Doch allein kann die EZB die Inflation nicht stoppen. Hauptpreistreiber bleibt die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, Agrarrohstoffen und Industriemetallen, die vor allem von Ländern wie China, Indien oder Russland ausgeht. Nur eine konzertierte Zinspolitik der internationalen Notenbanken verspricht nachhaltigen Erfolg.

Doch die nationalen Interessen sind zu unterschiedlich. Noch immer leidet die USA stark unter den Folgen der hausgemachten Immobilien- und Finanzkrise. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten verheißen nichts Gutes. Zudem ist die Hoffnung gering, dass die US-Notenbank in absehbarer Zeit die Zinsschraube fester zieht. Und: Wie ernst China die angekündigte Inflationsbekämpfung nimmt, muss sich noch zeigen.

Immobilienkäufer und Häuslebauer, die einen Kredit aufnehmen möchten, sollten deshalb die Situation nutzen. Die EZB-Zinsentscheidung und der geldpolitische Ausblick haben die Immobilienzinsen etwas sinken lassen. Der Zinstrend der vergangenen Monate scheint damit vorübergehend gebrochen. Immobilienkredite können bei Top-Anbietern wieder um ein bis zwei Zehntelprozentpunkte günstiger abgeschlossen werden als noch Ende Juni. Auf eine Laufzeit von zehn Jahren und einer Darlehenssumme von 200.000 Euro bringt das im günstigsten Fall einen finanziellen Vorteil von mehr als 2.000 Euro. Wer kann, sollte das jetzt zum Abschluss nutzen. HypothekenDiscount rät darüber hinaus, bei der Kreditaufnahme stets Angebote für verschiedene Zinsbindungsfristen einzuholen. Aktuell sind lange Zinsbindungen von zehn, 20 oder gar 30 Jahren kaum teurer als kurze Zinsfestschreibungen. In einigen Fällen sind lange Zinsbindungen sogar preiswerter.

Trend:
kurzfristig: stagnierend, leicht sinkend
mittelfristig: steigend

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