Termine auf den Malediven? Eine Woche auf Huvafen Fushi

Termine gibt es auf den Malediven eigentlich keine. Trotzdem musste ich mich jeden Abend um 18 Uhr am gleichen Ort einfinden. Stress? Nicht wirklich. Das abendliche Treffen mit Jochen, dem Rochen, kann man nicht wirklich als Stress bezeichnen.

Er findet sich allabendlich in der Lagune der Insel ein. Und wir sind auch alle da, um ihn zu streicheln. Was für ein unglaubliches Gefühl. Jochen ist Teil dieses „Glows“, dem Schimmer, der die Insel umgibt. Ein Feeling, das mich eines abends sogar dazu bringt, angesichts der Schönheit um mich herum in Tränen auszubrechen.

Wo ich doch dachte, so eine Malediveninsel ist eine ziemlich langweilige Sache: viel Sand, viel Sonne, viel Wasser – und wenn man nicht taucht, nach zwei Tagen zum Gähnen langweilig. Tatsächlich macht die Insel Lust auf Wassersport. Aber ohne vermisst man nichts. Das Daybed auf meiner Terrasse war ein Traumplatz das Blau um mich herum wahrzunehmen, dass ich Tauchen völlig vergessen habe.

Was ist das, das mich so einnimmt, dass ich weiß, hier will ich gerne drei Wochen alleine verbringen?


In den weichen weißen Sitzen des Speedboots beginnt er, der blaue Inseltraum. Beim Start werde ich sanft in die Kissen gedrückt und mit einem Glas Champagner begrüßt. Vorbei an der Hauptstadt Male, mit ihrer großen goldenen Moschee, geht die Fahrt durch das unglaubliche Blau des indischen Ozeans. Wir passieren kleine traumhafte Inseln und sehen schon von weitem unsere Trauminsel näher kommen, die Palmen, die Pavillons über dem Meer, das helle Blau um die Insel, das dunkle Blau des Meeres, das sie umgibt.

Ich betrete die Insel und spüre sofort, alles wird anders sein. Den Taittinger Champagner, mit dem man uns empfängt, nehme ich schon barfuss zu mir. Die Philosophie der Insel ‚no news, no shoes’, habe habe ich sofort verinnerlicht: ich scharre mit den Füßen im Sand – und fühle mich unendlich wohl dabei.

Beim Einzug in den Ocean Bungalow lässt meine Sprachlosigkeit nicht nach. Der Thanguru, mein persönlicher Butler, geleitet mich hinein, er wird mir von nun an 24 Stunden zur Verfügung stehen. Als er mit dem Buggy über den Holzsteg davonfährt, stehe ich noch immer sprachlos vor dem Frischwasserpool auf der Terrasse. Der Blick auf den Ozean ist unendlich, Holzstufen führen neben dem Daybed ins Meer, der nächste Bungalow scheint meilenweit entfernt. Ob die Verwirrung auf die Zeitumstellung zurückzuführen ist?

Eine Jetlag Massage im Unterwasser-Spa soll für Abhilfe sorgen, doch mir scheint, die Fauna der gesamten Insel, ist fest entschlossen, mich in Ihrem Bann zu halten. Erst nachdem ich fast jeden Fisch persönlich durch die Scheibe begrüßt habe, kann ich mich auf die Behandlungsliege begeben. Auf dem Bauch liegend, sehe ich im Spiegel dem Treiben im Wasser weiter zu, bis ich loslassen kann und die Massage ihre Wirkung zeigt. Völlig entspannt kann ich nach der Massage im Ruheraum meinen Jasmintee und einen Früchtespieß genießen. Die Mode- und Wohnzeitschriften aus Australien und Europa lassen mich, ganz wider meinen sonstigen Gewohnheiten, völlig kalt.

Das relaxte Gefühl nehme ich zum Lunch mit ins ‚Foglianis’, ein Freiluftrestaurant am Strand. Dort gibt es gegrillten Spargel, eingelegtes Gemüse und feinste Fische. Die Pastatheke und der Pizzabäcker sind eine echte Herausforderung für den Urlauber, der mit den nackten Füßen im Sand steckt. Die schiere Schönheit der Mahlzeiten und der Wohlgeruch treiben einen dann doch an dieses Openair Buffet. Der Sommelier wartet mit einem Australischen Sauvignon Blanc auf (Nepenthe 2005, Adelaide Hills), der jeglichen Drang zu sportlichen Betätigungen sanft ermatten lässt. Also doch lieber auf die eigene Terrasse, den Bauch in die Sonne halten. Das stellt mich schon wieder vor schwierige Aufgaben: den Heimweg durch den warmen Sand antreten? Oder doch lieber von meinem fröhlich winkenden Thanguru mit dem Buggy zum Bungalow bringen lassen? Wir sprechen hier immerhin von fast 150 Metern! Im Bungalow angekommen, wird zunächst einmal die Flasche Taittinger ausgetauscht, die geschlossen im Sektkühler lag – selbstverständlich, denn das Eis ist nicht mehr frisch.

Nach ein paar Stunden relaxen steht eine Bootsfahrt in den Sonnenuntergang an, die hauseigene Yacht ‚Symphonie‘ bringt den Gast zum Hausriff und man ist dabei, wenn der rote Feuerball im blauen Meer versinkt. Selbstverständlich werden Champagner und Fruchtspieße gereicht. Auf dem Sunset Cruise plaudert man im letzten Sonnenlicht und freut sich auf einen ereignisreichen Abend im Salt. Die fröhliche Gesellschaft wandert gemeinsam über den Strand zum Restaurant Salt, um die unglaublichsten Meeresfrüchte zu verspeisen. Herausragend sind auch die Weine, wie der 1994er Chardonnay von Leeuwin Estate und der 2001er Pinot Noir von St. Romain. Dies alles in der unglaublichen Dunkelheit des Meeres, fast nur beleuchtet vom glitzernden Sternenzelt der asiatischen Nacht.

Der Morgen schickt durch die großen Fenster direkt gegenüber dem Bett das vom Blau des Meeres durchdrungene Licht in meinen Bungalow. Die kleine Espressomaschine auf dem Weg in mein Wellness-Bad zaubert mir einen kleinen Cafe, der mich dann auf die Terrasse begleitet. Um neun Uhr möchte ich mich mit Suzen treffen, sie ist Yoga Trainerin, Masseurin und eigentlich eine Heilerin. Da ich aber unter dem Eindruck der Schönheit der Insel schon um sechs Uhr aus dem Bett gefallen bin, habe ich viel Zeit um alleine auf der Insel herumzustöbern. Prompt treffe ich Suzen auf dem Mittelpunkt der Insel beim Meditieren an. Sie packt Ihre Räucherstäbchen und Ihre heiligen Steine und begleitet mich ins Restaurant Celsius. Leider kann ich mich ihrer gesunden Lebensweise nicht so ganz anpassen, gekochtes Wasser und Früchte zum Frühstück – ich bleibe bei Cappuccino und Kuchen, Spiegelei, Früchten, Toast und und und. So wenig wir uns beim Essen einigen können, um so mehr finden wir gemeinsame Themen, glatt verpassen wir unser eigenes Date. Mit Verspätung starten wir die Behandlung: Qi Gong, Energiearbeit und Visualisierung, Farben, Kristalle, Reiki – mit diesen Therapien fängt sie die unglaubliche Energie dieser Insel ein. Die Farben, die sie mir mit auf den Weg gibt, werden mich den ganzen Tag wie eine warme Hülle begleiten.

Nach einem Mittagessen im Restaurant Raw, das seinem Namen alle Ehre macht, werde ich Suzen schon bald wieder treffen. Zunächst aber bietet dieser weitere Gourmettempel Gemüse und Salat, aber auch Sushi und Carpaccio – alles roh eben. Ausnahmsweise begleitet mich diesmal nur eine Flasche Mineralwasser. Am Nachmittag beobachte ich die Mitarbeiter der Insel beim Fußballspiel am Strand, springe Trampolin im Sand und lasse mich dann im ‚Floating Pool‘ – ‚Schwerelos Pool‘, ein Becken mit warmem Salzwasser, treiben. Dann muss ich mich schon fast wieder sputen, Suzen ruft zum Yoga. Wir sitzen im offenen Pavillon über dem Wasser und mit unseren Yoga und Qi Gong Bewegungen verabschieden wir die letzten Sonnenstrahlen.

Nach einigen Mußestunden geht es heute in den Untergrund. Der Sommelier Julien Pagliuchi hat zum Dinner in seinen Octagon Weinkeller geladen. Tatsächlich trage ich zum ersten Mal auf der Insel Schuhe – ich werde den Abend nicht mit Sand unter den Füßen verbringen. Kredenzt wird Elsässer Küche – mitten im Indischen Ozean. Der Weinkeller hat eine beeindruckende Kulisse – 6.000 Flaschen dekorieren die Wände. Herausragend ist die Quiche und der 2003er Black Shiraz (Rockford, Barossa Valley). Nach der Rückkehr aus den Tiefen des gut klimatisierten Kellers geselle ich mich noch etwas an die Bar. Dort lasse ich mir auf der scheinbar über dem Meer schwebenden Filmleinwand von James Bond zuprosten. Gelegentlich bietet das Huvafen Team den Gästen solche entspannten Kinoabende an – offensichtlich kommt das gut an. Wie könnte es auch anders sein, entspannt auf Daybeds zu liegen und mit dem Cocktail in der Hand Filmklassiker erleben ist in dieser Kulisse unschlagbar. Aber ich kann nicht lange bleiben, ich muss ja dringend noch auf meine Terrasse oder in mein Bett und von dort aus das Meer betrachten oder auf mein Sofa und dort durch den verglasten und beleuchteten Boden nach Fischen sehen. Auf dem Heimweg über die Holzstege, vorbei an der Lagune, packt mich dann das große Gefühl. Ich habe das Bedürfnis, dieses großartige Erlebnis mit jemandem zu teilen oder ist es so toll, weil ich es alleine erlebe? Ich setze mich einfach an den Rand des Steges und lasse die Beine über dem Meer baumeln und weine ein bisschen, einfach weil alles so schön ist. In meinem Bungalow gehe ich dann doch lieber gleich ins Bett – der Tag war lang.

Am nächsten morgen fällt mir siedend heiss ein, dass ich noch nicht einmal tauchen war – geht nicht jeder auf den Malediven tauchen? Oder Schnorcheln? Gesagt getan, mit dem geliehenen Schnorchel stürze ich mich von meiner Terrasse in das gigantische Blau. Die Fische, die mich begleiten oder die mir begegnen sind fremd und anziehend zugleich. Ich werde wirklich demütig angesichts dieser fremden Welt und ihrer unglaublichen Weite. Fast überwältigt mich diese Einsamkeit. Ich beschließe den Rückzug auf meine Terrasse und werde dort meinen Tag verbringen. Heute muss das abendliche Yoga mit Suzen und das Destination Dining reichen. Destination Dining heißt, an einem Strandabschnitt meiner Wahl wird ein Tisch oder ein Barbecue aufgebaut und serviert. Auch Suzen ist heute mit dabei und tanzt am Meer zu den letzten Sonnenstrahlen einen Indianertanz – hoffentlich ist es kein Regentanz! Ich lasse den Tag früh ausklingen, morgen steht eine kleine Reise mit dem Wasserflugzeug an.

Nach einem ausgiebigen Frühstück finde ich mich am Strand ein und werde vom Piloten ins kleine Flugzeug begleitet. Die Crew besteht aus Pilot und Copilot, die entspannt in Bermudashorts und barfuss die Situation im Griff hat. Nach einem schnellen Start bietet sich ein fast schon unwirklicher Blick auf den Indischer Ozean und die kleinen Inseln, die sich manchmal wie Perlenketten aneinanderreihen. Wir erreichen nach einer Stunde Flug Dhoni Migli, die Partnerinsel von Huvafen Fushi. Dort wartet ein Dhoni, ein original maledivisches Segelboot auf uns, mit dem wir zum Hausriff fahren werden, um an der Riffkante zu Schnorcheln. Toll ist es mit einem Einheimischen zu Schnorcheln, der die Wege der Papageienfische, Meerbarben, Muränen und Zackenbarsche kennt. Wir folgen Ihnen, beobachten sie beim verstecken – manchmal bin ich kurz davor die Orientierung zu verlieren, da sehe ich den Guide wild winken. Nach der Rückkehr aufs Boot, erwartet mich schon ein Glas kühlen Champagner und Früchtespiese. Auf dem Bug des Schiffes ist eine große Matratze, auf der sich die Gruppe erholt – mit dem Champagner in der Hand ein richtiges Jet-Set Gefühl. Die Heimkehr nach Huvafen am Abend ist entsprechend stilvoll. Helfende Hände werden mir beim Ausstieg aus dem Wasserflugzeug gereicht und ein gekühlter Baby-Moet mit rosa Strohhalm begleitet mich in meinen Bungalow.

Nach drei Tagen habe ich noch nicht einmal die Inselboutique aufgesucht. Was ist nur geschehen? Ich erhole mich doch nicht etwa? Zwar bin nicht hinter das Geheimnis der Insel gekommen, aber ich genieße den Glow einfach und nehme ihn mit mir. Die weichen Sessel der Quatar Air erlauben mir sogar den Spirit bis nach Hause zu nehmen und alle anderen daran teilhaben zu lassen – bis zum nächsten Mal.

Zuvor eile ich schnell noch zur Lagune – ich muss mich doch von Jochen verabschieden.

Andrea Throm

Informationen

Resorts:
Das 5-Sterne-Resort Huvafen Fushi (bedeutet übersetzt ‚Trauminsel‘) des maledivischen Unternehmens Per Aquum Resorts, Spas & Residences liegt im Norden des Male-Atolls auf einer 3,5 km² großen Privatinsel und bietet 43 bis zu 800 m² große Gästevillen (und damit die größten der Malediven), allesamt mit Pool. Highlights sind das erste Unterwasser-Spa der Welt, der Weinkeller mit Dinnertafel acht Meter unterm Meeresspiegel, der Sunset Cocktail Cruise auf der resorteigenen Yacht „Symphony“ und der einzigartige „Floating Pool“ Lonu Veyo.

http://www.huvafenfushi.com

Reiseveranstalter:
STOP OVER REISEN
Hanns-Martin-Schleyer-Str. 1
74177 Bad Friedrichshall

Tel.: 07136-963 900
Fax: 07136-963 90 30
info@stopover.de
http://www.stopover.de

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